Ein großartiges NAS-Betriebssystem sollte es sein, ZFS bieten und stabil laufen. Ist das zuviel verlangt?
Ich habe mittlerweile im Rahmen meines Selbstbau-NAS Projektes sowohl FreeNAS als auch NAS4Free ausprobiert. Wer gewinnt?
Vorwort: Dies ist ein hochgradig subjektiver Artikel in dem ich beinahe ausschließlich meine eigene Meinung kundtue.
FreeNAS oder NAS4Free?
So wie die meisten ambitionierten Nerds mit eigenem Selbstbau-NAS lud ich mir erst einmal FreeNAS herunter. Nach Alternativen hatte ich mich gar nicht so richtig umgeschaut, FreeNAS schien bereits alles zu bieten, was ich haben wollte.
Seit der Version 8 wird das großartige ZFS unterstützt, die GUI wurde überarbeitet und alles andere soll auch supertoll sein.
Letztlich führten aber mehrere Kleinigkeiten dazu, dass ich FreeNAS seitdem meide.
1. Die Benutzeroberfläche ist katastrophal. Die “Überarbeitung” (siehe Screenshot) seit der Einführung von FreeNAS 8 ist nicht nur in meinen Augen, sondern auch für ca. 100% aller anderen Benutzer ein Schritt in die falsche Richtung.
Alles ist EXTREM verschachtelt. Da hat jemand sehr viel Spaß daran gehabt, ein möglichst umständliches Menü zu programmieren. Jeder Unterpunkt ist gerade mal gefühlte 1000 Klicks (inklusive durchklicken und suchen) entfernt.
Alle jemals angeklickten Links in der Navigationsleiste (linke Seite) bleiben in einem Art Tab-System offen. Man muss also regelmäßig die ganzen offenen Tabs schließen. Extrem unnötig! Höchstens mal, wenn man sich ab und zu ein paar Graphen anschauen will, während man Dateien draufkopiert, um das Nerdherz höher schlagen zu lassen. Aber in allen anderen Fällen.. nicht sinnvoll.
2. Nervige Bugs. Als frisch gebackener Server-Admin musste ich natürlich erstmal die Redundanz meines RAID 1 testen. Einfach mal das SATA-Kabel ziehen? Nee, erst mal die weiche Variante und die Festplatte im zfs-Interface als “offline” setzen und dann das Kabel ziehen.
Klappt auch alles soweit, Problem ist nur, dass es durch einen merkwürdigen Bug nicht möglich ist, die Festplatte wieder “online” und somit ins RAID 1 (auf-) zu nehmen. Zum einen ändert sich der Name (Bezeichnung) der Festplatte, sobald sie offline ist, nämlich in irgendeine gparted-id (wieso?). Es ist also nicht ohne Weiteres möglich, sie einfach wieder unter dem selben Namen online zu nehmen. Zum anderen kann man sie auch nicht mit “replace” als quasi-Austauschlaufwerk einbinden, da es dann wieder irgendwelche Probleme gibt. Super.
Am Ende hab ich’s doch geschafft, weiß nicht mehr wie. Genialerweise hat sich dann dauerhaft die Bezeichnung der Festplatte geändert. Hmmm, riecht nach vielen Bugs und unsauberer Programmierung.
3. Nicht mehr unabhängig? So wie es scheint, wurde FreeNAS 2010 von iXsystems übernommen. Die Firma hat (Berufs-) Programmierer darauf angesetzt, FreeNAS auszubauen – es scheint aber auch ein gewisses Eigeninteresse zu geben, die Hauseigenen Server zu verkaufen. Ich habe die subtile Befürchtung, dass es ähnlich wie bei DD-WRT auf ein “pseudo-open-source” Projekt hinauslaufen könnte.
Doch was war eigentlich mit NAS4Free?
NAS4Free – besser?
NAS4Free ist ein junges Projekt, sehr jung sogar, selbst für das kurzlebige Internet. Mitte 2012 spaltete sich NAS4Free von FreeNAS ab, ungefähr als die FreeNAS Version 7 auf Version 8 aktualisiert wurde.
NAS4Free hat sich vieles bewahrt, was in FreeNAS verloren gegangen ist. Zum Beispiel eine übersichtliche grafische Oberfläche. Und viel weniger Bugs. NAS4Free fehlen zwar noch kleinere Funktionen von FreeNAS – so muss man sich z.B. noch selbst darum kümmern, dass auf dem ZFS-Pool regelmäßige “Scrubs” ausgeführt werden – steht diesem aber ansonsten im Funktionsumfang in nichts nach.
Ich habe bei meinem NAS nach kurzer Frustrations-Zeit mit FreeNAS mir NAS4Free drauf installiert und es seitdem nicht bereut. NAS4Free macht das, was FreeNAS nicht macht, denn es vermittelt mir den Eindruck eines stabilen, soliden Betriebssystems für mein NAS.
Das Projekt selbst wird im Moment von einer kleinen Gruppe unabhängiger Entwickler geführt, so wie es eigentlich sein sollte. Hoffen wir, dass es so bleibt. Ich kann NAS4Free im Moment uneingeschränkt empfehlen.
Kann man wechseln?
Ein großartiger Vorteil ist, dass man im Moment seine Daten problemlos mit beiden Betriebssystemen verwenden kann, da beide die selbe ZFS-Version (28) nutzen. Mit der “import” bzw. “import zpool” Funktion lassen sich die Festplatten problemlos einlesen. Man muss allerdings wieder die Shares (samba, afp, ftp, …) und die Benutzer einrichten, das sollte aber (relativ) wenig Aufwand sein.
Links zum Weiterlesen
NAS4Free (offizielle Webseite)
NAS4Free – ein Erfahrungsbericht (hw-journal.de)
Die erwähnte Version von NAS4Free ist mittlerweile veraltet. Das bemängelte fehlende Power Management für den Prozessor gibt es mittlerweile und bei meinem AMD E-350 funktioniert es, die Taktfrequenz wird je nach Last zwischen 100 und 1.600 MHz angepasst.
Advantages and drawbacks of NAS4Free compared to FreeNAS
(Englisch) Interessante und fundierte Diskussion über den Vergleich von NAS4Free zu FreeNAS.
Nachdem ich (auf einem HP 40L Mikroserver) ebenfalls zunächst
FreeNAS 8.3.1 und jetzt NAS4Free 9.1.0.1.636 getestet habe,
teile ich die Einschätzung, dass die FreeNAS WebGUI etwas
unübersichtlich geraten und NAS4Free deshalb vorzuziehen ist.
Dennoch kann auch NAS4Free von FreeNAS “lernen”, denn
z.B. die Möglichkeit von der WebGUI aus eine Systemkonsole
zu startet ist der Möglichkeit einen einzelnen Befehl zu starten
deutlich überlegen.
Leider scheint bei den WebGUI Pool-Werkzeugen der
“zpool import” zu fehlen. Aber man kann ja einzelne
Kommandos absetzen…
Die FreeNAS Graphen sind zahlreicher und mit “History” versehen.
Man kann z.B. auch für eine Link Aggregation (LACP) Netzwerkverbindung
(hier in Verbindung mit einem Netgear GS108T) die aktuelle und
vorangegangene Auslastung betrachten. Die vielen (teilweise
unnötigen) untereinander aufgelisteten Graphen sind allerdings
wiederum recht unübersichtlich. Bei NAS4Free startet der Graph
immer wieder neu, wenn man auf die entsprechende Seite wechselt.
Aber leider kann man die Features der beiden Varianten nicht
einfach zusammenwerfen… Beide funktionieren meines Erachtens
schon sehr gut. Es gibt aber auch bei beiden (wie so oft) noch
Potential für Verbesserungen. Ein Dank an die Entwickler!
Martin, vielen Dank für deine Einschätzung!
Ich stimme dir voll und ganz zu.
Bei mir lief die Konsole bei FreeNAS leider etwas stockend, hing sich öfter auf oder zeigte fehlerhafte Texte. SSH schafft hier Abhilfe, auch wenn es direkt im Webinterface natürlich angenehmer ist.
Stimmt, die Graphen bei FreeNAS sind ausführlicher und erlauben im Gegensatz zu NAS4Free auch einen Blick in die Vergangenheit. Wenn man so will, bietet FreeNAS objektiv mehr Features.
Für mich war es aber letztlich der Bug, der es unmöglich machte, ein Laufwerk “offline” und danach wieder “online” zu nehmen, der den Ausschlag für die Entscheidung gegen FreeNAS gab. Beim NAS ist mir Stabilität wichtiger als ein Haufen Funktionen und wenn man bedenkt, dass bereits NAS4Free ein Vielfaches an Funktionen im Vergleich zu Fertig-Lösungen wie z.B. von QNAP bietet, ist die Entscheidung klar.
NAS4Free (ehemals FreeNAS) – Hardwareluxx
http://www.hardwareluxx.de/community/f211/nas4free-ehemals-freenas-891260.html
Hatte soeben selbst danach gesucht… nette Seite übrigens! ;-)
Gruß
Cronus
Hallo,
ich habe auch mal gewechselt auf nas4free. Ich verstehe nur nicht was es mit import zpool zu tun hat. Ich komme nicht an meine Ordner ran die in dem Pool sind. Gibt es irgenwo eine anleitung für import zpool?
Danke und Gruß
Jens
Ich bin gerade auf der Suche nach einem OS für meinen HP Microserver. Schwanke zwischen Ubuntu Server, FreeNAS und NAS4Free. Die letzten beiden hätten den Vorteil einfacher in der Bedienung zu sein, dank WebGUI.
Auf der anderen Seite hab ich keine Erfahrungen im Bereich BSD.
Meine eigentliche Frage: Nach dem Update von FreeNAS auf 9.1 sind die groben Bugs behoben und das GUI besser? Oder wird immer noch zu NAS4Free geraten?
Hallo,
Ich habe gerade in der Firma auf einem ESXi Server NAS4free und FreeNAS ausgiebig getestet und beide haben Bugs. Allerdings finde ich die Bugs von FreeNAS wesentlich schlimmer.
Wie bereits im Blogpost beschrieben, kann man bei FreeNAS nicht einfach Festplatten entfernen und diese ohne weiteres wieder einbinden.
Beim wiedereinbinden kommt nämlich folgender Fehler:
Error: Disk replacement failed: “invalid vdev specification, use ‘-f’ to override the following errors:, /dev/gptid/b8ffd64c-12f1-11e3-a880-000c29e82a6a is part of active pool ‘volume1′, ”
Natürlich hätte ich das jetzt per CLI machen können, aber wozu hat man dann die komplizierte Weboberfläche, wenn solche Dinge nicht funktionieren?
Ich habe dann eine neue virtuelle Platte erstellt und konnte diese problemlos einbinden und das RAIDZ darauf rebuilden lassen. Mit der “alten” Platte hat das nur über das CLI mit dem -f Schalter funktioniert. Oder wenn man vor dem entfernen der Platte, die Platte Offline nimmt.
Gleiches Szenario bei NAS4free: Habe die Festplatte ohne vorheriges Offline nehmen entfernt, dann wieder “angeschlossen” (an die VM). Nach ein paar klicks in der Weboberfläche war das RAIDZ Volume wieder “HEALTHY”.
Ich habe noch weitere Dinge getestet.
Ein RAIDZ Volume aus verschiedengroßen Platten zu erstellen, so das bei jeder Platte die Kapazität der kleinsten Platte verwendet wird, hat weder bei NAS4Free noch bei FreeNAS 9 geklappt. Bei FreeNAS 8 ging das wiederum problemlos. Allerdings hat dort das WEB GUI immernoch das RAIDZ als HEALTHY gemeldet, als ich eine Platte entfernt habe (also bei FreeNAS 8). Dies änderte sich auch nicht nach Neustarts, was ich schon sehr schlecht finde.
Alles in allem finde ich NAS4Free wesentlich besser, allerdings immer noch nicht perfekt.
Ich bin gerade per Zufall auf diese Seite gestoßen.
Ich hatte in der Vergangenheit FreeNAS eingesetzt, bin dann aber nach der Übernahme des Projektes durch iX (aus den o.g. Gründen) auf das Projekt ZFSGuru umgestiegen (http://zfsguru.com/), welches ich seitdem zu meiner Zufriedenheit einsetze.
Vielleicht ist das für Euch ebenfalls eine brauchbare Alternative zu NAS4Free.
Hi!
Nur eine vielleicht nicht unwesentliche Anmerkung: Nicht NAS4Free ist ein Fork von FreeNAS sondern umgekehrt. FreeNAS hat sich abgesetzt und den Namen für sich beansprucht. NAS4Free ist die offizielle Weitführung des alten FreeNAS.
Beste Grüße
Maik